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Im Interview mit Rigbert - Investor, Gründer und Unternehmer

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von Laura Galpin
am 24.10.2019


Im zweiten Teil unserer Interview-Serie haben wir mit unserem blueworld.group Gründer und CEO Rigbert gesprochen. Er berichtet uns von seiner Motivation und seiner Vision mit der blueworld.group.

Erfahrungsschatz

Eine Erfahrung, die mein Leben nachhaltig verändert hat, war...

…mein erster Exit. Weil es eine emotional sehr herausfordernde Situation ist, sich von einem Unternehmen zu trennen, das man über Jahre hinweg aufgebaut hat - was eine bewusste Entscheidung war. Aber es fiel mir dann tatsächlich schwerer, als ich es mir vorstellen konnte, da ich eine tiefe Beziehung zum Unternehmen, zu den Kunden, zu den Lieferanten und vor allem zu den Mitarbeitern aufgebaut hatte.

Meine größte Herausforderung war...

Meine größte Herausforderung… das ist eine gute Frage. Ich würde sagen, im Berufsleben ich selbst zu sein. Damit meine ich, keine Rolle spielen und mich nicht verstellen zu müssen, sondern einfach ich selbst sein zu können - was alles andere als selbstverständlich ist. Es hat seine Zeit gebraucht, um zu diesem Punkt zu gelangen. Das hört sich im Nachhinein einfacher an, als es war.

Das letzte Mal, dass ich meine Meinung zu einem Thema so richtig geändert habe, war...

…meine Meinung zu den Themen Politik und Gesellschaft. Auf diese beiden Themenbereiche habe ich in den letzten Jahren eine signifikant andere Sicht entwickelt. Mit Sicherheit habe ich mir vor 10 - 15 Jahren nicht vorstellen können, in meinem tiefen Inneren ein so soziales Verständnis und gleichzeitig eine so liberale Sichtweise zu haben. Ich glaube stark daran, dass fast jeder Mensch im Leben werden kann, was er möchte, wenn er fleißig und tüchtig ist. Dieser tiefe liberale Gedanke ist fest in mir verankert, allerdings mit dem klaren Verständnis, dass es auch Menschen in der Gesellschaft gibt, die es zu unterstützen und zu fördern gilt.

Rigbert 2019

Welche 3 Dinge sind Dir aktuell am wichtigsten im Leben?

Meine Familie, Gesundheit und Fortschritt.

Glaubst Du, dass Kinder, die heute geboren werden, ein besseres oder ein schlechteres Leben als ihre Eltern haben werden?

Na hoffentlich ein besseres! Und daran glaube ich selbstverständlich auch! Dafür arbeiten wir jeden Tag, damit unsere Nachfahren - seien es unsere direkten Kinder oder Kindeskinder - ein besseres Leben haben als wir.

Wenn Dein Leben ein Buch wäre, welchen Titel würde es haben?

(lacht)… das ist eine schwierige Frage. Ein Buch über mein Leben… das ist schwierig als Anfang 30-Jähriger. Geben wir vielleicht erstmal dem ersten Kapitel eine Überschrift: „Der tiefe Glaube an die Fähigkeit erreichen zu können, was man möchte“.

Rigbert als Unternehmer

Was bedeutet für Dich Unternehmertum?

Risiken einzugehen, mit dem Potenzial und der realistischen Chance, Erfolge zu haben. Zudem verantwortungsvoll mit seiner Umwelt umzugehen, reflektiert zu sein, eine Daseinsberechtigung zu haben, nachhaltig zu agieren, ein Vorbild zu sein, letztlich auch ein guter Mensch zu sein und bei allem wirtschaftlichen Druck nicht zu kapitalistisch zu denken.

Hat sich an der Bedeutung in der Vergangenheit etwas geändert?

Ja, definitiv! Weil ich glaube, dass der Begriff des Unternehmers für mich heute ein deutlich verantwortungsvollerer Begriff ist als der, den ich vor einigen Jahren noch wahrgenommen habe. In meiner Definition des Unternehmertums ist also der rein ökonomische Aspekt weniger relevant geworden.

Was hat Dein Mindset maßgeblich beeinflusst?

Wahrscheinlich die Reife und das Alter. Umso älter ich werde, desto reflektierter sehe ich die Welt. Vor allem ändert sich mein Bewusstsein dafür, dass ökonomischer Erfolg zwar wichtig und die Grundlage für vieles, aber eben nur ein – vielleicht auch der bedeutend kleinere – Teil dessen ist, was wirklich relevant ist.

Was zeichnet für Dich einen guten Unternehmer aus?

Einen sehr guten Unternehmer zeichnet aus, verantwortungsvoll zu sein und das in allen Sphären: gegenüber seinen Mitarbeitern, gegenüber der Gesellschaft und gleichermaßen gegenüber der ökologischen Umwelt. Gleichzeitig sind Merkmale eines guten Unternehmers das stete Streben und der Anspruch an sich selbst, fortschrittlich zu sein und damit letztlich der Gesellschaft einen Mehrwert zu geben - der selbstverständlich auch technologisch oder ökonomisch begründet sein muss.

Was zeichnet für Dich ein gutes Unternehmen aus?

Ein gutes Unternehmen zeichnet in erster Linie ein nachhaltiger Erfolg aus, der durch das Erwirtschaften nachhaltiger Gewinne gekennzeichnet ist. Ansonsten hat es keine Daseinsberechtigung. Darüber hinaus kann ein gutes Unternehmen daran erkannt werden, dass es ein guter Arbeitgeber ist, indem es Anreize für die Mitarbeiter schafft und Freiheiten gibt, sei es durch die Arbeitszeit oder intellektuelle und gedankliche Freiräume. Und drittens sollte ein gutes Unternehmen nicht auf Kosten anderer existieren, sondern einen Mehrwert für die Gesellschaft leisten.

Drei Tipps an Entrepreneure… Was hättest Du gerne vorher gewusst?

1.    …dass der Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens deutlich anstrengender ist, als man es sich zu Beginn vorstellt. Am Ende wirklich erfolgreich und vor allem langfristig erfolgreich zu sein, ist eine Kraftanstrengung, die viel Ausdauer benötigt.

2.    …dass selbstbestimmt zu handeln ein Fluch und ein Segen zugleich sein kann. Ein Segen insofern, als dass man natürlich jederzeit selbst bestimmen darf, was man tut und was man nicht tut. Das ermöglicht einem eine extreme Freiheit. Ein Fluch, weil es mit einer erheblichen Verantwortung einher geht und man für sich selbst Räume und Spiegel schaffen muss, die einen reflektieren lassen.

3.    …dass man nie den Kunden aus dem Blick verlieren darf. Weil letztlich jedes Unternehmen kundenorientiert sein muss - was sich erstmal offensichtlich anhört - aber in der heutigen Zeit gar nicht so trivial ist.

Wie gehst Du mit Niederlagen um?

Grundsätzlich positiv. Ich sehe eine Niederlage nie als Niederlage, sondern als Ereignis, das es im positiven Sinne zu nutzen gilt, um erstarkt daraus hervorzugehen. Ich suche immer das Positive in einer vermeintlichen Niederlage, weil sich durch das Wiederaufstehen und Weitermachen häufig ganz andere Opportunitäten und viel schönere Entwicklungen ergeben. Ich bin der Überzeugung, wenn man so bewusst positiv durch das Leben geht, dann darf man zwar eine Niederlage nicht ignorieren, kann sie aber für sich relativieren.

Was treibt Dich an?

Vieles treibt mich an. Allem voran sehe ich jedoch die Verantwortung, die ich durch das Leben geschenkt bekommen habe, indem ich in unserer heutigen Welt geboren und in dieser Welt groß geworden bin. Und wenn man das nicht nur als Last wahrnimmt, sondern vor allem als Chance erkennt, dann führt das zu einem hoffentlich wertstiftenden Ergebnis eines selbst für die gesamte Welt.

Rigbert und die blueworld.group

Wo triffst Du Dich am liebsten für Meetings?

Egal wo, solange es um interessante Themen geht.

Wo telefonierst Du am liebsten?

Überall, zu jeder Zeit. ;)

Was bedeutet die blueworld.group für Dich?

Die blueworld.group hat für mich die Bedeutung einer übergeordneten Gruppe für unser unternehmerisches Handeln. Sie bietet uns die Möglichkeit, in unterschiedlichsten Branchen und Bereichen unsere eigenen Ideen umzusetzen. Zusätzlich bietet die blueworld.group allen Mitwirkenden eine Heimat - unseren Beteiligungen genauso wie unseren Mitarbeitern.

Wieso Blau?

Blau, weil diese Farbe für mich die ausdrucksstärkste Farbe in Bezug auf Nachhaltigkeit ist. Sie drückt eben nicht nur das grüne Ökologische aus, sondern die Nachhaltigkeit in allen Dimensionen. Und weil Blau einfach eine wunderbare Farbe ist. Insbesondere, wenn man in den Himmel blickt.

Wieso spielt das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle?

Nachhaltigkeit ist in der Unternehmenswelt viel zu sehr „Buzzword“ und viel zu viele Unternehmen schreiben sich das Thema auf die Fahne, ohne es wirklich zu leben. Sie verstehen Nachhaltigkeit eher als Last- oder als Trendthema, aber nicht als etwas, das es tief in der DNA eines Unternehmens zu verankern gilt, um auch mittel- und langfristig erfolgreich sein zu können. Das bedeutet nicht, dass man sofort nachhaltig sein muss! Aber es bedeutet, dass das Unternehmen per se ganzheitliche Nachhaltigkeit anstreben muss, um überhaupt eine Daseinsberechtigung zu haben.

Welche Vision hast Du für die blueworld.group?

Meine Vision für die blueworld.group ist es, dass sie Vorbild sein soll für unternehmerisches Handeln, wenn es darum geht, in verschiedenen Branchen erfolgreich tätig zu sein und dabei fair, engagiert und auf Augenhöhe mit anderen Unternehmern zu agieren. Wir wollen mit der blueworld.group langfristig erfolgreich sein, mit einem gesunden und fairen Miteinander. Gesund und fair aus Sicht eines Kapitalgebers, aber auch aus der Sicht derjenigen, die Kapital suchen – sei es aus Wachstumsgründen oder weil sie ihr Unternehmen verkaufen möchten.

Rigbert - Vision und Zukunft

Was ist Deine persönliche Vision?

Meine persönliche Vision ist es, einen wertstiftenden Beitrag für diese Welt zu leisten. Was bedeutet, dass unsere Kinder eine noch bessere Zukunft haben, als wir sie selbst ohnehin schon erleben konnten und ich hierzu einen signifikanten Beitrag geleistet habe. Der Anspruch an mein Dasein ist letztlich, einen Mehrwert für die Zukunft zu stiften, mehr noch als einen Mehrwert für heute.

Wenn Du eine Sache auf der Welt verändern dürftest: Was wäre das?

Das ist eine sehr schwierige Frage, weil es natürlich viele Dinge auf der Welt gibt, die ich gerne verändern würde. Wenn ich mich aber auf eine Sache, die ich verändern dürfte, beschränken muss, dann wäre es Bildung. Also sprich, dass jeder Zugang zu Bildung erhält. Weil alle anderen Themen, die ich jetzt nennen könnte, sei es Klimaschutz, Armut u. ä., mit ausreichender Bildung bekämpft werden könnten. Und ich bin der Meinung, dass der größte Multiplikator-Effekt durch den Zugang für jeden zu bestmöglicher Bildung erreicht werden kann.

Wenn du einem Kind für den Rest seines Lebens einen Rat mitgeben könntest – welcher wäre das?

Mein Rat wäre niemals stillzustehen und auch wenn man mal hinfällt, trotzdem wieder aufzustehen und weiter zu versuchen, das Laufen zu lernen. Denn würde man nach dem ersten Hinfallen beim Laufen lernen direkt aufgeben, dann würden wahrscheinlich 99,9% aller Menschen nicht laufen können.

Klimaneutral