Im Interview mit CrowdDesk - CrowdInvesting aus Frankfurt

Im ersten Teil unserer Interview-Serie, in der wir unsere Beteiligungen vorstellen, haben wir mit CrowdDesk Gründer & CEO Jamal gesprochen. Erfahrt mehr über die Visionen und Ziele des Frankfurter FinTech-Start-ups.

CrowdDesk gibt es, weil...

…wir der Überzeugung waren, dass es nicht sein kann, dass jemand ohne Berufserfahrung ein sechsstelliges Gehalt im Finanzbereich erhält, ohne etwas selbst zur Wertschöpfung beitragen zu können. Da haben wir uns gefragt: Irgendwas muss in den ganzen Prozessen ineffizient sein – und wir wollten es effizienter machen.

Unsere größte Herausforderung…

…waren wir selbst – absolut :-D. Wir mussten uns jeden Tag aufs Neue bewusst machen, wofür wir das machen, was wir erreichen wollen und warum wir unsere Lebenszeit in unser Start-up investieren. Gleichzeitig müssen wir unsere Mitarbeiter motivieren, wir müssen unsere Kunden überzeugen und wir müssen noch unbekannte Themen nach außen bringen. Das ist vor allem eine Herausforderung an uns selbst.

Die einflussreichste Person für unser Unternehmen…

…sind unsere Mitarbeiter. Unsere Mitarbeiter sind diejenigen, die unser Unternehmen am meisten prägen und formen. CrowdDesk – das sind die Mitarbeiter.

Drei Tipps, die wir gerne vorher gewusst hätten, sind…

1.      …dass es mega, mega hart wird und damit meinen wir: viel härter als gedacht. Vor allem die ersten drei Jahre waren sehr anstrengend.

2.      …dass wir bei der ersten Finanzierung lieber mehr Geld aufgenommen hätten anstatt den kleinen Weg zu gehen.

3.      …dass ich mich noch mehr um mein persönliches Netzwerk hätte kümmern müssen und auch darin Zeit investieren. Das hole ich jetzt nach.

Was zeichnet Euch als FinTech aus?

Wir verändern nicht nur fiktiv etwas, sondern können Arbeitsabläufe maßgeblich verändern. Damit generieren wir unmittelbar Umsätze sowohl für unsere Partner und Kunden als auch für uns. Wir verändern den Kern der Prozesslandschaft und können damit direkt Umsatz erwirtschaften. Abgesehen davon sind wir bereits profitabel.

Wie kam es zu „Leih Deiner Umwelt Geld“?

Wir haben von vornherein gesagt, dass wir viele Plattformen und spezifische Plattformen betreiben wollen – Leih Deiner Stadt Geld, Leih Deinem Chef Geld, Leih Deiner Umwelt Geld, Leih Deinem Verein Geld. Das war unsere Strategie bis wir irgendwann gemerkt haben, dass es extrem aufwändig ist den Vertrieb zu organisieren, wenn man selbst kein Netzwerk hat. Im Nachhinein war es dumm von uns, zu dem Zeitpunkt wussten wir es aber auch nicht besser. Leih Deiner Umwelt Geld haben wir dann gegründet, weil wir gesehen haben, dass es einen Bedarf in dem Bereich gibt. Auch da hatten wir zunächst kein Netzwerk, haben es probiert und auch geschafft dort schneller einen Emittenten zu gewinnen (also jemanden, der Geld benötigt).
Und da haben wir gemerkt, dass es eine Nachfrage für die Plattform an sich und die Technologie gibt. Wir haben unser Geschäftsmodell modelliert und neu ausgerichtet und 2015 sind wir dann nach Frankfurt gekommen. Leih Deiner Umwelt Geld ist die erfolgreichste Nachhaltigkeitsplattform im deutschsprachigen Raum. Die Plattform hat bisher knapp 14 Millionen Euro Eigenkapital ausschließlich an erneuerbare Energie Projekte oder für energieeffiziente Immobilien vermittelt.

Was ist die GLS Crowd?

Die GLS Crowd ist eine sogenannte Betreiberplattform. Das heißt, wir stellen die Lizenz, die notwendig ist und betreiben die Plattform operativ. Damit ist die GLS Crowd die erste Bankenplattform für digitale Investments in Europa, also im Endeffekt für CrowdInvesting, wie wir es jetzt gewohnt sind. Der idiologische Schwerpunkt, der die Finanzierung von Projekten betrifft, liegt auf sozioökologischen Projekten mit einem bestimmten Nachhaltigkeitsgrad. Die Kunden können so selbst entscheiden wohin ihr Geld fließt, wer der Kreditnehmer ist und in welcher Höhe der Gesamtkredit liegt – 100% Transparenz ist das Grundprinzip der GLS Bank. Dadurch können keine Vorteile zu Lasten eines Teilnehmers des Finanzsystems entstehen. Die Leute nehmen das Prinzip auch sehr gut an. Das letzte Projekt war innerhalb kürzester Zeit finanziert – 900.000 € innerhalb von drei bis vier Stunden, die ersten 700.000 € davon sogar innerhalb der ersten Stunde. Die Technologie liefert nicht bessere Projekte und auch nicht eine höhere Sicherheit, aber sie befähigt Investoren, unmittelbar zu entscheiden wohin ihr Geld fließt und minimiert die Transaktionskosten. Das ist das tolle an der Technologie, die wir entwickelt haben. Jetzt geht es darum, weitere Projektfinanzierungen zu ermöglichen.

Funding-as-a-Service, was ist das?

Funding-as-a-Service bedeutet für uns, jeden in die Lage zu versetzen, Kapital aufzunehmen und über seine Investoren selbst zu entscheiden. Auf der anderen Seite versetzen wir jeden Investoren in die Lage sein Kapital ohne Einwirkung von Dritten und unmittelbar nach seinen Präferenzen zu investieren.

Was bedeutet für Euch das Crowd in CrowdDesk?

Ja… Gute Frage. Unser Grundprinzip ist es, den Finanzbereich zu demokratisieren. Auf der einen Seite bleibt natürlich derjenige, der Geld braucht, bestehen. Auf der anderen Seite brechen wir aber das Kapitalvergabemonopol auf. Wir ersetzen den einen Entscheider durch eine Crowd die das Kapital vergibt.

Was macht Euch zu einem guten Employer?

Da habe ich in letzter Zeit viel Unterschiedliches von meinen Mitarbeitern gehört. Sie können selbst entscheiden, wie sie sich ihre Arbeitszeiten einteilen und erhalten viel Verantwortung. Die Arbeit an sich ist super spannend, weil es dafür einfach keine Schablone gibt. Das wichtigste und essenziellste ist - abgesehen von Top Chefs :-D - das Team. Das Team ist einzigartig! Der Zusammenhalt ist da und geht auch über die Arbeitszeit hinaus. Unsere Mitarbeiter treffen sich nicht selten auch in ihrer Freizeit. Auch der Drive und der Einsatz des Teams ist unglaublich. Klar sind es keine klassischen 9-to-5-Jobs, die unsere Mitarbeiter besetzen. Umso wichtiger ist es jedoch, dass die Team-Chemie stimmt und unsere Mitarbeiter gerne gemeinsame Zeit verbringen. Darauf bin ich unheimlich stolz. Das ist tatsächlich auch etwas das wir nicht verlieren dürfen, weil es einen echten Unterschied im Wettbewerb und am Arbeitsmarkt allgemein ausmacht.

Welche Vision habt ihr für CrowdDesk?

Das ist eine sehr abstrakte Vision, wobei sie für uns schon jeden Tag konkret ist. Wir wollen, dass kein Projekt mehr am Zugang zu Kapital scheitert. Allein unsere Errungenschaft, dass Banken - also etablierte Finanzintermediäre - unser Produkt in Anspruch nehmen, ist ein wichtiger Schritt, um zu zeigen: Wir substituieren nichts, sondern wir komplettieren das Angebot. Und solange der Markt unser Angebot bzw. Crowdinvesting als solches annimmt, können wir einen Teil des Wandels im Finanzmarkt beitragen. Das kann nicht für 100% der Projekte so umgesetzt werden. Aber entscheidend für uns ist es, dass ein signifikanter Anteil von Anlegerinnen und Anlegern selbst entscheidet, wohin ihr Kapital fließen soll. Dazu leisten wir unseren Beitrag.

Welche Pläne habt ihr für die nächsten Monate?

Wir haben ganz konkrete Wachstumspläne, wollen unsere Umsätze signifikant steigern und wollen zahlreiche neue Kunden gewinnen. Eines unserer größeren Projekte war ein neues Branding, inklusive neue Website, eine zielgruppengerechtere Ansprache mit neuen Produkte, Produktbundles und neuen Funktionen. Damit sind wir zum 01.07. live gegangen und ab September wollen wir auch mit neuen Funktionalitäten der Software selbst an den Markt gehen. Das größte Thema wird der Marktplatz sein, also dass Finanzintermediäre und Emittenten stärker miteinander verknüpft werden und der Austausch gefördert wird.
Darüber hinaus wollen wir bis Ende des Jahres 50 Mitarbeiter zählen.

Wo steht CrowdDesk in 5 Jahren?

In 5 Jahren haben wir den Börsengang erfolgreich hinter uns gebracht, sind ein europaweit bzw. weltweit operierendes Unternehmen und Verändern den Finanzvertrieb von Produkten ;-)

Welches eine Detail muss man unbedingt über CrowdDesk wissen?

Wir sind absolute Mario Kart Fans! :-D